Beschäftige öffentlicher Behörden klagen zunehmend über Respektlosigkeiten, aggressivem Auftreten oder Gewalthandlungen von Personen, die beispielsweise das Bürgerbüro, das Jobcenter oder das Sozialamt aufsuchen. Wie damit umgehen? Gibt es Möglichkeiten zu deeskalieren? Wie entkomme ich aus einer Gefahrensituation oder wie stehe ich meinem Kollegen in einer Notsituation zur Seite? Welche rechtlichen Aspekte muss ich beachten?
Polizei, Medien und Politik sprechen derzeit gleichermaßen über die zunehmende Aggression und Gewalt in unserer Gesellschaft, nicht zuletzt wegen den schockierenden Vorfällen in Mannheim und Solingen. Laut Statistik stiegen Gewalttaten in Deutschland im letzten Jahr erneut an (um 8,6 %) und das Bundeskriminalamt (BKA) nennt als wesentliche Faktoren hierfür die Nachwirkungen der Coronapandemie, die hohe Inflation und starke Zuwanderung. In diesem Zusammenhang wird aktuell neben einer Verschärfung des Abschiebungsrechts auch über ein generelles Messerverbot diskutiert. Gleichwohl welche gesetzlichen Änderungen die Legislative beschließen sollten, wird damit zu rechnen sein, dass die Sorgen und Ängste in der Bevölkerung sich nicht von heute auf morgen in Luft auflösen werden. Speziell in den Berufsgruppen, die im Dienstleistungssektor unserer Gesellschaft stehen, sieht man sich seit längeren einem erhöhten Risiko ausgesetzt. Dazu zählen auch die Beschäftigten von Behörden und Ämtern mit Publikumsverkehr.
Die VHS Unteres Remstal griff diese Problematik weit vor Mannheim und Solingen auf und initiierte ein Tagesseminar unter dem Motto: „Sicher im Job – Schutz vor Gewalt“. Beschäftigte einer Meldestelle bzw. eines Job-Centers nahmen daraufhin reichlich motiviert und engagiert teil. Durchgeführt wurde das Seminar von unserem Lehrteam Stuttgart im Haupthaus der VHS in Waiblingen, in besten Räumlichkeiten und unter hervorragender Betreuung. Bereits zum Auftakt wurde deutlich, dass nahezu bereits jede Mitarbeiterin schon aggressive Konfliktsituationen zu bewältigen hatte. Unhöfliches, rüpelhaftes Verhalten – zumeist geprägt von Respektlosigkeit oder verbale bis körperliche Gewalt mit der Absicht, eine Sache zu schädigen oder ein Mensch zu verletzen, sind offensichtlich leider auch in den Ämtern keine verwerflichen Einzelfälle mehr. Eine Sensibilisierung war demzufolge nicht mehr notwendig. Vielmehr war allen Frauen daran gelegen, wie sie vergangenes Unheil noch besser verarbeiten und ihren Arbeitsplatz sicher machen oder sich im Ernstfall rechtzeitig aus der Gefahrensituation bringen können. Nach einem anstrengenden Tag verabschiedeten sich die Teilnehmerinnen mit den neu hinzugewonnenen Erkenntnissen und einem durchaus optimistischeren Stimmungsbild. Man weiß nun um seine Möglichkeiten, kann eigene Handlungsstrategien entwickeln und erkennen, was eventuell noch optimierbar ist, beispielsweise den eigenen Arbeitsplatz im Licht der Gewaltprävention zu betrachten.
Applaus den Teilnehmerinnen für Ihre Mitgestaltung durch zahlreiche Beiträge und dem offenen Austausch!
Matthias Hubl